Von René Aye
Lesezeit:
8 min
Veröffentlicht: 18/02/2025
Aktualisierung: 23/02/2025

Wo steht SEO 2025 – KI, Content-Qualität, SEO-Tools

Dieses Interview hat Chefredakteurin Susanne Bührer des Magazins radius/30 in Hannover für die Ausgabe 1/2025 mit mir geführt. Wir sprechen über die Bedeutung von SEO in 2025. Die komplette Ausgabe kannst du kostenlos auf der radius/30-Webseite lesen und herunterladen.
Suchmaschinenoptimierung, kurz SEO, ist das Schlagwort, wenn es um Sichtbarkeit im Netz geht. Doch was steckt eigentlich dahinter? Im Gespräch mit Softwareexperte René Aye klären wir wichtige Fragen: Warum SEO eigentlich „Google-Optimierung“ heißen müsste, wie Unternehmen von gezielten Maßnahmen profitieren und welche Rolle KI dabei spielt. Außerdem gibt er Einblicke, wie sich SEO 2025 entwickeln könnte – und warum Inhalte mit Substanz weiterhin der Schlüssel zum Erfolg bleiben.

radius/30: René, fangen wir ganz vorne an: Was ist SEO und was ist das Ziel von SEO?

René Aye: SEO steht für Search Engine Optimization (Suchmaschinen-Optimierung) – und wenn wir ehrlich sind, müsste es eigentlich Google-Optimierung heißen, denn andere Suchmaschinen spielen nach wie vor eine unbedeutende Rolle. Laut Statista lag Googles Marktanteil im November 2024 bei etwa 80 %, Tendenz leicht steigend. Der zweitgrößte Wettbewerber bing lag bei 12 %, Tendenz leicht fallend. Das Ziel von SEO ist es, eine Website in den organischen Suchergebnissen möglichst weit oben zu platzieren.

Was sind organische Suchergebnisse?

Organische Suchergebnisse sind alle Einträge im Google-Suchergebnis, die keine Anzeige sind. In den Anzeigen-Bereich kauft man sich ein. Die Einträge im organischen Bereich muss man sich durch gezielte SEO-Maßnahmen „verdienen“. Google gibt technische Vorgaben als auch Richtlinien für den Content. Wer diese am besten erfüllt, hat die größten Chancen, möglichst weit vorn in den Suchergebnissen zu landen.

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Brauchen Unternehmen SEO?

Mal angenommen ich bin Unternehmensinhaberin – brauche ich dann SEO?

SEO kann man natürlich in unterschiedlichsten Intensitäten fahren. Je größer die Bedeutung der Online-Präsenz für ein Unternehmen ist, desto mehr sollte SEO eine Rolle spielen. Wenn deine Webseite irgendwie am Kundengewinnungsprozess oder Vertrieb beteiligt ist, dann wäre es fahrlässig, kein SEO zu betreiben. Natürlich gibt es extreme Beispiele, wo das nicht gilt, aber dann befinden wir uns nicht in einem marktüblichen Umfeld – weil es beispielsweise keinen Wettbewerb gibt. In dem Fall würde eine „Basis-SEO-Optimierung“ wohl ausreichen.

Gibt es Alternativen zu SEO?

Im Grunde gibt es zwei weit verbreitete Möglichkeiten, um gezielt mehr und passende Besucher auf eine Webseite zu bekommen: SEO und Anzeigenschaltungen bei Google, Facebook & Co. Anzeigen führen in der Regel zu schnellen Ergebnissen, wenn sie korrekt eingestellt werden. Sie können aber je nach Wettbewerb auch sehr kostenintensiv werden. Dazu kommt: Anzeigen sind nicht nachhaltig. Wenn Anzeigen abgeschaltet werden oder die Wettbewerber deutlich mehr für Anzeigen zahlen, geht der Traffic auf den Webseiten sofort runter.

Das ist bei SEO anders – gute SEO-Maßnahmen zahlen lange auf das Traffic-Konto ein. Gute SEO-Optimierung kann ebenfalls viel kosten, aber wenn z. B. optimierte Blog-Artikel jahrelang für Traffic und Leads sorgen, relativieren sich diese Kosten schnell. Beide Methoden lassen sich natürlich auch ergänzen, wenn es das Budget hergibt.

Natürlich gibt es auch noch weitere Methoden, um Besucher aus Quellen abseits von Google zu bekommen – Content-Marketing bzw. Inbound-Marketing oder auch Newsletter-Marketing, um zwei Beispiele zu nennen.

Kann man SEO messen?

Lassen sich die Erfolge oder auch Misserfolge von SEO valide messen?

Auf jeden Fall! Das wichtigste Tool dafür ist sogar kostenlos: Google Search Console. Hier kann man genau sehen, wie viele Klicks aus der organischen Google-Suche auf einer Seite gelandet sind. Man sieht auch, welche Suchbegriffe dafür verwendet worden sind. Außerdem findet man dort viele weitere hilfreiche Informationen. Zum Beispiel, ob es technische Probleme mit bestimmten Seiten gibt. Wer SEO betreibt, für den führt kein Weg an diesem Tool vorbei.

Was man jedoch verstehen muss: Die Google Search Console zeigt nur den Ist-Zustand an, also für welche Suchbegriffe deine Seite bereits gefunden wird. Die Search Console verrät dir aber nicht, ob es nicht viel bessere Suchbegriffe mit viel mehr Suchpotenzial gibt. Das können nur Keyword-Tools wie Sistrix, ahrefs, Semrush usw. Diese Tools sind recht teuer, denn der Hardware-Aufwand für diese Tools ist immens hoch. Immerhin versuchen diese Tools, zu allen Suchbegriffen Daten zu sammeln und Analysen zu erstellen.

Was leistet ein SEO-Tool?

Was kann denn so ein teures Keyword-Tool?

Nehmen wir an, ich habe eine Seite für Photovoltaikanlagen. In der Google Search Console kann ich sehen: Ich bekomme im Monat 200 Besucher über den Suchbegriff „schwarzstartfähige pv“. Es kann aber sein, dass es Begriffe mit genau der gleichen Suchintention gibt, die viel mehr Suchvolumen haben.

Zum Beispiel könnte der Suchbegriff „pv schwarzstart“ 1.000 Besucher bringen. Und wie sieht es mit den Begriffen „schwarzstart pv“ aus oder „schwarzstart-fähige pv“ oder „schwarzstartfähigkeit pv“ oder „schwarzstartfähige photovoltaik“ … das sind alles unterschiedliche Suchbegriffe mit unterschiedlichem Suchvolumen, aber der gleichen Suchintention. Hier gilt es, alle Varianten mit so einem Keyword-Tool zu prüfen und seine Seite auf den besten Begriff zu optimieren.

Geht es ohne SEO-Tool?

Kann man SEO auch ohne diese teuren Tools machen?

In begrenztem Umfang, ja. Es kommt aber auf die bisher gen SEO-Maßnahmen, den Wettbewerb und das Ziel an. Es gibt kostenlose Tools und „Hacks“, aus denen man vieles ableiten kann. Wenn es das Ziel ist, eine umfangreiche SEO-Strategie auszuarbeiten, kommt man jedoch um so ein professionelles Tool nicht herum.

Was ist das Ziel einer SEO-Strategie?

Was habe ich als Unternehmerin oder Unternehmer von so einer SEO-Strategie?

Da gibt es sicherlich von SEO-Experten zu SEO-Experten unterschiedliche Ansätze. Was ich mit einer SEO-Strategie lösen will, ist das blinde Herumstochern im Nebel – welches Stück Content könnte ich als Nächstes produzieren?

Eine richtige Keyword-Strategie liefert im optimalen Fall einen Content-Fahrplan für Monate oder sogar Jahre. Schluss mit: Man könnte ja mal einen Artikel über XYZ schreiben, das interessiert die Leute vielleicht … Der Content-Fahrplan wird aus der Keyword-Recherche abgeleitet. Und die Zahlen der Keyword-Recherche, wie z. B. das Suchvolumen, untermauern das Ganze.

Was ist technisches SEO?

Noch ein Begriff, der im Zusammenhang mit SEO oft auftaucht: Was versteht man unter „Technischem-SEO“ und wann wird es relevant?

Das ganze Thema SEO teilt sich in zwei Bereiche auf: Content-SEO und Technisches-SEO. Wenn man von SEO spricht, ist meistens Content-SEO gemeint. Also für welche Suchbegriffe erstelle ich Content. Und wie erstelle ich diesen Content, damit Google diesen Inhalt unter dem gewünschten Suchbegriff einsortiert. Das ist viel Recherche und Textarbeit. Google gibt dafür sogar Richtlinien vor.

Wie anfangs bereits erwähnt, gibt es auch technische Vorgaben von Google. Dabei geht es darum, alles korrekt einzustellen, was sich unter der Haube der Webseite abspielt. Hier wird es dann sehr technisch und man analysiert den Code und die Performance der Seite. Diese Vorgaben müssen unbedingt eingehalten werden, damit Google die Inhalte optimal einlesen und katalogisieren kann. Die Experten sprechen dann von Crawling und Indexierung.

Man muss es Google so einfach wie möglich machen. Und das erreicht man nur, wenn man das Google-Game mitspielt. Man muss es aber auch dem User so angenehm wie möglich machen – schon allein um positive User-Signale an Google zu senden.

Hier findest du weitere Informationen zum Thema:

Was sind User-Signale?

Kannst du erklären, was User-Signale sind?

Letztes Jahr (Mitte 2024) kam der sogenannte Google-Leak an die Öffentlichkeit. Da standen interne Dokumente von Google zwei Monate lang aus Versehen lesbar im Netz. Analysen dieser Dokumente ließen sehr interessante Rückschlüsse zu, die sogar im Gegensatz zu Googles öffentlichen Aussagen stehen. Zum Beispiel hat Google immer abgestritten, dass sich das Klickverhalten von Nutzern auf die Platzierung von Suchergebnissen auswirkt. Die Dokumente zeigen, dass das nicht stimmt.

Klickt ein User auf ein Google-Suchergebnis, gelangt er zu der entsprechenden Webseite. Springt der User dann sofort wieder zurück zu Google, ist das ein negatives User-Signal. Das passiert z. B., weil die Erwartung der Webseite nicht zum Suchergebnis bei Google passt, das Webdesign schlecht oder veraltet ist oder die Seite zu lange lädt. Bleibt ein User hingegen lange auf der Webseite und scrollt tief hinunter, sind das Beispiele für positive User-Signale. Google wertet diese Signale aus und bewertet Seiten mit positiven User-Signalen besser, was sich letztendlich auf die Platzierung im Suchergebnis auswirkt.

Wie kann Google User-Signale messen?

Wie kommt Google an diese Klick-Daten?

Der Chrome-Browser ist deutlicher Marktführer bei den Browsern. Klickdaten und Surfverhalten werden in Chrome aufgezeichnet und von Google analysiert. Da kommen eine Menge Daten zum Auswerten zusammen. Google hat ein riesiges Ökosystem geschaffen, das am meisten Spaß macht, wenn man die ganze Zeit bei Google angemeldet ist und möglichst viele ihrer Produkte nutzt, die ja zum großen Teil auch noch kostenlos sind.

Ich will nicht behaupten, dass alle diese Tools nur diesem einen Zweck – der Aufzeichnung des Surfverhaltens – dienen. Aber ich bin mir sicher, all diese Tools tragen zumindest strategisch dazu bei. Insbesondere die Webseiten-nahen Dienste wie Google Fonts, Google Maps, Google Analytics oder auch reCaptcha helfen Google, noch mehr Daten zu erfassen, die in den Suchmaschinen-Algorithmus hineinfließen.

Herausforderungen für SEO und Webseitenbetreiber

Werfen wir einen Blick in die Zukunft: Welche Herausforderungen siehst du für SEO und Webseitenbetreiber im Jahr 2025?

Das ist ganz klar das Thema KI. Allerdings nicht so, wie man zunächst vermuten würde. Das Erste, was möglicherweise in den Sinn kommt: durch KI werden massenhaft seelenlose Texte in kürzester Zeit erstellt und so entsteht eine unvergleichbare Masse an Webseiten. Das ist in der Tat spannend, wie sich diese Entwicklung auf SEO, das Internet und die Google-Ergebnisse insgesamt auswirken wird.

Viel problematischer sehe ich die Einführung von KI-generierten Antworten, die Google künftig ganz oben auf der Suchergebnis-Seite ausgeben wird. Das wird dazu führen, dass die Suchanfrage oft bereits beantwortet ist, ohne dass die Benutzer überhaupt eine Seite anklicken müssen.

Viele Experten erwarten dadurch einen dramatischen Traffic-Rückgang. Ob es wirklich so kommt, muss abgewartet werden. Mit einigen Kunden erarbeitete ich allerdings bereits Ideen, wie man die Abhängigkeit von Google lösen oder zumindest anders verteilen könnte. Dabei geht es um alternative Suchmaschinen abseits von Google, bing & Co. und um alternative Vertriebskanäle im Netz.

Das heißt, du siehst KI eher kritisch im Bereich SEO?

Klassische SEO-Antwort: es kommt darauf an. Wenn man KI schlau und im richtigen Maß einsetzt, ist es ein wirklich tolles Hilfsmittel. Was auf keinen Fall geht: seelenlose KI-Texte einfach ins Netz zu stellen, die möglicherweise auch noch falsche Fakten liefern. Das kann vielleicht kurzfristig funktionieren. Langfristig werden die User aber keine Lust mehr auf den bereits angesprochenen Einheitsbrei haben. Das heißt, die User-Signale werden negativ und Google wird die Seite schlechter platzieren.

KI ist super, um Themenvorschläge zu machen, Textvorlagen zu generieren oder für Formulierungshilfen. Man kann durchaus auch lange Texte erstellen lassen, allerdings geht das nicht mit einem Prompt über ChatGPT, denn die Ergebnisse sind dann sehr oberflächlich. Für Kunden habe ich ein Tool entwickelt, das mithilfe von KI lange SEO-optimierte Artikel erstellen kann. Im Grunde habe ich unser SEO-Know-how mit aktuellen Sprachmodellen verknüpft. Das Tool geht dann Schritt für Schritt genauso vor, als würde ich per Hand einen SEO-optimierten Artikel recherchieren und erstellen. Das funktioniert erschreckend gut, aber trotzdem würde ich diese Artikel nach wie vor nur als Arbeitsgrundlage verwenden und niemals eins zu eins online stellen. 2025 wird auf jeden Fall ein weiteres spannendes Jahr sowohl für SEO als auch für KI.

Ist dieser Artikel mit KI generiert worden?

Berechtigte Frage! Tatsächlich habe ich einen kurzen Test mit ChatGPT gemacht. Ich glaube, zwei Sätze habe ich tatsächlich übernommen. Doch wie erwartet war der Text insgesamt sehr oberflächlich und einfach nicht spannend.

Ich hoffe, ich konnte einen kleinen spannenden Überblick über das Thema SEO und KI geben. Und hoffentlich merkt man den Unterschied zu einem rein KI-generierten Text.

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