Frage: Du hast eine Stunde Zeit für SEO, was tust du?
Antwort: Überschriften optimieren!
Überschriften spielen eine zentrale Rolle im Webseiten-Content. Dabei gibt es zwei Player, nach deren Regeln wir spielen müssen: den User und Google.
In diesem Artikel erfährst du, wie du Google und den User bedienst. Ich zeige dir die häufigsten Fehler bei Überschriften, die ich im SEO-Alltag sehe und wie du diese selbst überprüfen kannst. Und am Ende gehe ich auf echte Beispiele aus der Praxis ein.
Was sind H1, H2 und H3 Überschriften aus technischer Sicht?
In HTML werden Überschriften mit den sog. h-Tags ausgezeichnet. Es gibt sechs verschiedene h-Tags: h1, h2, h3, h4, h5 und h6.
Das h steht für das englische Wort Headline. Die Zahl hinter dem h gibt die Hierarchie-Ebene innerhalb der Struktur der Webseite an.
In der Praxis spielen allerdings h1 bis h3 die Hauptrolle, h4 bis h6 sieht man eher selten – zumindest wenn man die richtige Struktur verwendet. Auf die richtige Struktur gehe ich gleich ein.
Hier ein Beispiel für eine technisch korrekte H1 Überschrift:
Es gibt immer ein öffnendes h-tag und ein schließendes h-tag.
Das schließende h-tag wird durch einen zusätzlichen Schrägstrich nach der öffnenden spitzen Klammer gekennzeichnet: </h1>
Die meisten werden mit einem Content-Management-System arbeiten. In dem Fall wirst du (hoffentlich) nicht direkt mit HTML-Code arbeiten.
Stattdessen nutzt du vermutlich einen Block-Editor, wie z. B. den WordPress’ Gutenberg Editor. Dort muss die Überschrift durch die Wahl des richtigen Blocks gesetzt werden.

Wie strukturiert man Überschriften korrekt für Google?
Technisch gesehen könnte man alle Arten von Überschriften beliebig im Content verwenden und die Seite wäre valides HTML.
Google sieht das allerdings anders und stellte gewisse Erwartungen an die Verwendung von Headlines auf. Tatsächlich sind diese Vorgaben sinnvoll. Sie machen es nicht nur Google, sondern auch dem User einfacher, den Inhalt zu erfassen.
Im Grunde gibt es hier zwei Regeln zu beachten:
- 1Es gibt genau eine H1 Überschrift, nicht null oder zwei oder mehr.
- 2Nach einer Überschrift folgt eine Überschrift der gleichen Ordnung oder einer niedrigeren Ordnung.
Regel 1: es gibt genau eine H1 Überschrift
Regel 2: Nach einer Überschrift folgt eine Überschrift der gleichen Ordnung oder einer niedrigeren Ordnung
Das klingt kompliziert, ist aber ganz einfach und logisch. Im Grunde ist es wie in einem Word-Dokument aufgebaut.
Der Titel des Word-Dokuments entspricht der H1 und kommt genau einmal vor.
H2 wird verwendet, um die einzelnen Kapitel im Text mit einer Überschrift einzuleiten.
Wenn es innerhalb der Kapitel weitere Unterkapitel gibt, werden diese mit einer H3 eingeleitet.
Noch weitere Unterkapitel müssten nun mit H4 eingeleitet werden. Allerdings sollte man sich bei der Verwendung von H4, H5 oder H6 fragen, ob der Text möglicherweise zu kompliziert strukturiert ist. In der Regel sind H1, H2 und H3 ausreichend für eine gute Textstruktur.
Inhaltliche Bedeutung von H1, H2 und H3 Überschriften im SEO-Kontext
H1 Bedeutung: Das ist die wichtigste Überschrift
Die H1 ist die wichtigste Überschrift für Google als auch für den Lesenden. Sie gibt das grundsätzliche Thema des gesamten Textes vor. Google legt besonderes Gewicht auf diese Überschrift und verlangt deswegen exakt eine H1.
Gleichzeitig ist der Text auch für die User da. Wenn die H1 nicht die Erwartungen des Users erfüllt, springt er gleich wieder zurück zu Google. Die Folge sind schlechte Nutzersignale.
H2 Bedeutung: Die H2 leitet Kapitel im Text ein und nutzt optimalerweise Keywords
Inhaltlich werden mit H2 Überschriften, die einzelnen thematisch abgegrenzten Kapitel eingeleitet. Die H2 sollte daher Bezug zum Thema insgesamt und Bezug zu dem Kapitel haben, den sie einleitet.
Gleichzeitig muss sie dem Nutzerverhalten des Scannens in die Hände spielen, sie muss also schnell zu erfassen sein und optimalerweise genau die Erwartung des Lesenden treffen.
H3 Bedeutung: Die H3 leitet Unterabschnitte in den Kapiteln ein
Prinzipiell muss man sich bei den H3 Überschriften die gleichen Gedanken wie zur H2 machen.
Man kann sich auch verwenden, um z.B. Tabellen oder Listen mit einer Überschrift zu versehen.
Zur Verwendung von Keywords in H3 Überschriften gehe ich nochmal weiter unten im Artikel ein.
Der Headline-View-Hack
Das ist ein kleiner Hack, den ich meinen Kunden gerne mitgebe, wenn sie den ersten Wurf eines Blog-Artikels fertig geschrieben haben.
Die Idee ist, dass wir es Google als auch den Lesenden so einfach wie möglich machen müssen, den Text zu erfassen und inhaltlich einzuordnen.
So wie die Lesenden den Text schnell scannen und dabei vorwiegend auf die Überschriften achten, gehen wir davon aus, dass Google ähnlich vorgeht.
So wendest du den Headline-Hack an:
- 1Kopiere deinen Text in ein neues Dokument.
- 2Lösche alle Texte bis auf die Überschriften.
- 3Falls du Title und Meta Description schon formuliert hast, kopiere diese über deine Überschriften.
- 1Wird allein aus den Überschriften deutlich, um welches Thema es geht?
- 2Hat jede Überschrift einen Bezug zum Thema?
- 3Werden Keywords in den Überschriften verwendet?
- 4Ist ein inhaltlicher roter Faden allein aus den Überschriften zu erkennen?
Tatsächlich starte ich neue Artikeln zunächst nur mit den Überschriften. So kann ich all die oben genannten Punkte bereits vorab prüfen.
Ich bekomme so auch ein Gefühl für den Umfang des Artikels und ob ich möglicherweise noch tiefer in das Thema einsteigen muss oder wo noch eine thematische Ergänzung sinnvoll ist.
Keywords in den SEO Überschriften?
Sollte man Keywords in den Überschriften verwenden? Auf jeden Fall!
Das trifft vor allem auf die H1 Überschrift und dem Title zu, denn diese werden in der Regel für die Darstellung im Google Suchergebnis (den SERPs) verwendet.
Wenn jemand nach "Bananen" sucht, sollte dieser Suchbegriff in der H1-Überschrift vorkommen. In der Regel ist es besser, den Begriff so weit wie möglich an den Anfang der Überschrift zu platzieren.
Bei der Position des Keywords ist es allerdings nicht ganz eindeutig, ob das für Google Relevanz hat.
Relevanz kann es aber für die suchende Person haben. Es ist durchaus möglich, dass jemand eher auf einen Google-Ergebnis-Link klickt, bei dem der genaue Suchbegriff ganz vorne steht.
Entscheidend ist am Ende, dass der Link in Google angezeigt und letztendlich auch angeklickt wird. Selbst wenn nur eine geringe Chance besteht, dass man das mit der Position des Keywords beeinflussen kann, sollte man dies berücksichtigen.
Und dann stellt sich noch die Frage nach der Verwendung von Keywords in den H2- und H3-Überschriften.
Wenn man das Fokus-Keyword gut in die H2-Überschrift einbauen kann, ohne dass es aufgesetzt oder übertrieben wirkt, dann sollte man es tun.
Baut man das Fokus-Keyword in jede Überschrift ein, wird es schnell wie Keyword-Stuffing aussehen. Das sollte man tunlichst vermeiden.
Insbesondere bei der Frage zum Theme Keywords in den H3-Überschriften muss man sich bewusst machen, dass Google den H2-Überschriften mehr Gewicht gibt, als den H3 Überschriften.
Wenn man seine wichtigsten Keywords überwiegend in H3-Überschriften stehen hat, sollte man prüfen, wie man seine Überschriften so anpassen kann, dass die wichtigsten Keywords in den H2 Überschriften stehen.
Wie verhindert man Keyword-Stuffing?
Keyword-Stuffing war in den Anfängen von Google eine beliebte SEO-Technik. Dabei wurde das Keyword stumpf so oft wie möglich im Content und den Überschriften untergebracht. Selbst per CSS versteckte Paragrafen, die das Keyword tausendmal wiederholten, haben wir gesehen.
Prinzipiell sollten wir mit der Verwendung von Keywords ganz natürlich umgehen. Google ist sehr viel besser darin geworden, Texte zu verstehen und Praktiken wie Keyword-Stuffing erkennt Google und straft solche Seiten ab.
Um der Wortwiederholung des gleichen Fokus-Keywords entgegenzuwirken, ist eine Recherche zu sogenannten LSI-Keywords empfehlenswert. LSI-Keywords sind thematisch sehr nah am Fokus-Keyword, sodass sie für Google eine Relevanz zum Thema haben, aber eben nicht genau gleich sind.
Diese LSI-Keywords kann man gut verwenden, um sie in Überschriften und Absätzen einzubauen, um so Wortwiederholungen zu vermeiden
Die 5 häufigsten Fehler bei SEO Überschriften
Fehler Nr. 1: Mehr als eine H1 verwendet
Das sehe ich sehr oft. Der Grund liegt häufig daran, dass man die Größe bzw. die Ordnung der Überschrift aus rein optischen Gründen verwendet hat. Nach dem Motto: diese Überschrift soll ein bisschen größer als die H2 aussehen, dann muss ich die H1 nehmen.
Auf dieses Problem und wie man es lösen kann, gehe ich weiter unten nochmal ein.
Fehler Nr. 2: Gar keine H1 verwendet
In der Regel würde ich sagen, eine fehlende H1 ist eine verschenkte SEO Maßnahme. Aber es gibt auch prominente Gegenbeispiele.
Zalando und Amazon haben zum Beispiel derzeit (29.01.2025) keine H1 auf der Startseite.
Ebenso verzichten große Nachrichten-Portale wie Spiegel.de oder heise.de auf eine H1 auf der Startseite.
Auf den Produkt- bzw. Nachrichten-Artikel-Seiten ist die Überschriften-Struktur jedoch vorbildlich umgesetzt.
Den genannten Beispielen spielt allerdings eine extrem starke Brand in die Karten – je stärker die Brand und die Domain, desto weniger fällt so etwas wie eine fehlende H1 ins Gewicht.
Für kleinere Anbieter ohne starke Brand, Domain und starkes Backlink-Profil würde ich dieses Vorgehen nicht empfehlen.
Fehler Nr. 3: Ordnung der Überschrift aus optischen Gründen gewählt
Es gibt Kollegen, die sagen, dass Überschriften keine Design-Elemente sind – da muss ich widersprechen.
Ich weiß, was die Kollegen ausdrücken wollen, es ist aber nicht ganz präzise formuliert. Natürlich sind Überschriften Design-Elemente. Allerdings sind die Optik (Schriftgröße, Schriftart) einer Überschrift und die Auszeichnung (H1, H2, H3) zwei unterschiedliche Paar Schuhe – und das ist vielen nicht bekannt, dass diese Trennung überhaupt möglich ist.
Die H1 muss nicht die optisch größte Headline sein. Die H2 muss auch nicht optisch größer sein als die H3. Die H2 muss auch nicht immer gleich groß sein.
Bei meinen Kunden richte ich in der Regel ein System ein, wo man für jede Headline zwischen drei verschiedenen Schriftgrößen UND den Auszeichnungen H1, H2, H3 frei wählen kann.
Die Auszeichnung, ob es eine H1, H2 oder H3 sein soll, wählt man rein nach SEO Gesichtspunkten aus. Die Schriftgröße wählt man aus optischen Gründen.
Fehler Nr. 4: Falsche Verschachtelung der Überschriftenstruktur
Fehler 5: Überschrift passt nicht zur Suchintention
Die passende Suchintention ist sehr ausschlaggebend für den Klick-Erfolg. Wenn die Überschrift inhaltlich nicht zur Suchintention passt, führt das zusätzlich in der Regel zu negativen Nutzersignalen.
Da die Suchintention ein sehr wichtiges Thema im Bereich SEO ist, gehe ich im folgenden Abschnitt etwas genauer drauf ein.
Was ist Suchintention bzw. Search Intent?
Wenn ich nach "Was ist eine Banane?" suche, ist meine Intention im Suchergebnis solche Artikel zu finden, die mir genau erklären, was eine Banane ist. Wikipedia fällt mir da als Erstes ein.
Wenn ich nach "Rezepte mit Bananen" suche, ist meine Intention im Suchergebnis Rezepte zu finden, die als Zutat u.a. Bananen verwenden.
Wenn ich nach "Bananen kaufen" suche, ist meine Intention im Suchergebnis Möglichkeiten zu finden, wo ich Bananen kaufen kann oder Preise von Angeboten zu finden.
Die Suchintention wird meistens in drei, vier oder mehr Kategorien eingeteilt. Typische Kategorien sind z.B.:
3 typische Beispiele für Such-Intentionen (Search-Intents)
- 1Informational
- 2Navigational
- 3Transaktional
"Was ist eine Banane?" ist zum Beispiel eine informationelle Suchintention und sollte sich entsprechend in den Überschriften, insbesondere der H1 und dem Title widerspiegeln.
Wenn die Überschriften nicht zur Suchintention passen, dann wird der Artikel nach dem ersten Scannen gleich wieder verlassen (schlechte User-Signale) oder er wird gar nicht erst bei Google angeklickt oder gar nicht erst angezeigt.
Wie überprüfe ich die Struktur meiner Überschriften
Browser-Entwickertools zum Überprüfen von Überschriften
Jeder Browser bringt eine Entwickler-Konsole mit. Diese Konsolen sind inzwischen sehr mächtige Werkzeuge bei der Web-Entwicklung geworden.
Bei Chrome-basierten Browsern als auch bei Firefox klickst du mit rechter Maustaste auf das Element der Seite, das du untersuchen möchtest – in diesem Fall also die Überschrift. In dem sich öffnenden Kontext-Menü gibt es den Punkt Untersuchen.
Der Weg über die Entwicklertools ist praktisch, wenn man genau ein Element, die umliegenden Elemente oder da Styling überprüfen möchte.
Wenn man eine Übersicht aller Überschriften eines Artikels und der gesamten Überschriften-Struktur benötigt, sind die Entwicklertools allerdings unpraktisch. Für den Fall nutze ich Browser-Plugins.
Browser-Plugins zum Überprüfen von Überschriften
Die folgenden Browser-Plugins haben den großen Vorteil, dass Sie eine schnelle Übersicht aller verwendeten Überschriften liefern. So kann man z.B. sehr schnell überprüfen, ob die Überschriften-Struktur stimmt.
Zudem bieten die folgenden Plugins noch viele weitere Einblicke. So findet man auch gleich den Title und die Meta Description und ob diese möglicherweise zu lang sind.
Hier sind drei kostenlose Browser-Plugins, die ich gerne nutze:
SEO META in 1 CLICK
- Link für Chrome Browser
- nicht für FireFox erhältlich
Detailed SEO Extension
Ahrefs SEO Toolbar: On-Page and SERP Tools
SEO VS. Marketing – der ewige Kompromiss
Ein häufiges Problem beim Texten von SEO ist, das unterschiedliche Ansprüche und Herangehensweisen am Text bestehen.
Insbesondere Texter und Texterinnen "der alten Schule", ohne Wissen über SEO, texten deutlich anders als diejenigen, die einen Fokus auf SEO legen.
Man möchte sich die Prosa nicht von Google diktieren lassen. Ich verstehe das – Texten ist eine Kunst für sich und auch eine Form des persönlichen Ausdrucks.
Wenn es jedoch wichtig ist, dass die Seite bei Google gefunden werden soll, und man sich dabei auch noch gegen Wettbewerber durchsetzen möchte, dann geht es nicht ohne SEO. Google gibt hier die Regeln vor – es ist schließlich Googles Suchmaschine, Googles Produkt dessen Spiel wir spielen müssen.
Hier muss man also einen Kompromiss finden. Schreibenden ohne SEO-Wissen müssen gebrieft werden und die Bedeutung von SEO klargemacht werden.
Natürlich darf man es mit SEO auch nicht übertreiben. Die Überschriften wirken schnell sehr "technisch" und "trocken" wenn sie ausschließlich auf SEO optimiert sind.
Die Wahrheit liegt, wie so oft, irgendwo in der Mitte.
Ich möchte im Folgenden zwei "Hacks" zeigen, wie man beide Lager, SEO und PR-Texter, befrieden kann.
Der "Ich bin gar keine Überschrift"-Hack
Hier ein Beispiel für eine Kompromisslösung, die ich bei einem Kunden einsetze.
Für Produkt-Seiten in deren Online-Shop habe ich die Überschriften für SEO optimiert. Die bisherigen Überschriften waren sehr emotional ausgerichtet, eher wie aus klassischen offline Marketing- und PR-Texten.
Eine Recherche hat schnell ergeben, dass die emotionalen Headlines bei Google nicht funktionieren, weil sie zu generisch sind und keine Begriffe enthalten, die gesucht werden. Häufig haben die Überschriften so auch gar keinen Bezug zum Produkt.
Der Texter argumentiert, die emotionalen Überschriften könnten den Menschen ansprechen und ihn eher Richtung Kaufstimmung bewegen.
Ich muss gestehen, dass ich mir da nicht sicher bin, ob das wirklich der Fall ist. Beweisen oder widerlegen kann es derzeit niemand. Hier müsste wohl ein klassischer A/B-Test durchgeführt werden, um das herauszufinden.
Mein Verständnis zum Medium Web ist sehr funktional:
Das Web ist es ein extrem schnelles Medium, das überwiegend von Menschen konsumiert wird, die wenig Zeit haben bzw. schnell zum Ziel kommen wollen. Deswegen gibt es nur wenig Toleranzen und Spielraum bei Layout und Gestaltung.
Die Linkfarbe mal rot statt dem standardisierten blau machen?
Führt vermutlich zu mindestens 4% weniger Klicks (der Anteil an Menschen mit Farbschwäche, rot = Gefahr, kenn’ ich nicht, klick’ ich nicht, etc.).
Das Gleiche gilt auch für Copy-Texte und Überschriften – kurz, sachlich, scannbar und passend zur Suchintention.
Hemingway wäre vermutlich ein guter SEO Texter gewesen.
Ich muss aber auch zugeben, dass diese Sichtweise eher für den deutschsprachigen Raum passend ist. US-Webseiten scheint mir dagegen viel emotionaler und benötigen kaum sachliche Texte.
Tatsächlich haben sich viele Beteiligte des Kunden damit schwergetan, sich von den emotionalen Überschriften zu lösen, obwohl die Bedeutung von SEO bei den meisten verstanden wird.
Gerade wenn das Thema SEO neu in ein bestehendes Umfeld eingeführt wird, muss man immer wieder Überzeugungsarbeit leisten.
Schließlich war der Kompromiss, eine Kombination aus beiden Ansätzen zu finden: Die emotionale Überschrift ist nun, technisch gesehen, keine Überschrift mehr, sieht aber mit dem richtigen CSS-Styling genauso aus wie eine Überschrift.
Lediglich die SEO-optimierte Überschrift wird wirklich mit einem h-Tag ausgezeichnet und ist somit relevanter für Google als die vermeintliche emotionale Überschrift.
Der Breadcrumb-Hack
Quasi schon ein Klassiker, aber ich möchte das Beispiel nochmal aus der Schublade holen, weil ich es so smart finde.
Spiegel Online setzt seine H1 Überschrift in den Breadcrumb. Die H1 liegt so über der ersten H2, sodass die Überschriften-Struktur korrekt bleibt.
Zusätzlich hat Spiegel so die Möglichkeit, mit der optisch deutlich größeren ersten H2 freier zu arbeiten, und muss mit der vermeintlichen Haupt-Überschrift nicht so "hart" SEO-optimieren. So kann diese Überschrift emotionaler ausfallen, weil die H2 für Google weniger ins Gewicht fällt, als die H1.
Das soll auf keinen Fall bedeuten, dass die erste H2 unwichtig ist.
Der erste Teil der H1 und H2 sind bei Spiegel oft gleich und geben sachlich das übergeordnete Thema an. Dieser Teil der Überschrift ist vermutlich auch für SEO auf bestimmte Suchbegriffe optimiert. Dadurch das sie sowohl bei der H1 und bei der ersten H2 ganz vorne stehen, bekommt dieses Keyword ein sehr starkes Gewicht.
Der hintere Teil der H1 und H2 sind manchmal gleich, oft auch nicht. Oft ist der hintere Teil der H2 aber emotionaler gestaltet, als bei der H1.
Der aufmerksame Lesende wird nun feststellen: der vordere Teil der H1 und der H2 stimmen doch gar nicht überein.
Das liegt daran, dass in der H2 eine ähnliche Technik angewendet wird, wie bei dem "Ich bin gar keine Überschrift"-Hack aus dem ersten Beispiel – allerdings umgekehrt – quasi der "Ich bin auch eine Überschrift"-Hack.
Die oberste Zeile, die völlig anders gestaltet ist, gehört technisch zur H2. Mithilfe von <span> Elementen und CSS kann man das geschickt gestalten.
Obwohl es typografisch völlig anders und getrennt aussieht, lautet für Google die H2: "Migrationsdebatte im Bundestag Dieser Tag verändert die Politik in Deutschland"
Insgesamt finde ich diesen Ansatz sehr smart!
Überschriften mithilfe von KI erstellen
Natürlich kann man sich beim Erstellen von Überschriften auch von der KI unterstützen lassen. Aber wie bei allen Texten, die per KI generiert werden, rate ich dringend dazu, die KI-generierten Überschriften zu überarbeiten, damit das Wording und die Tonalität passen.
Zudem haben KIs wie ChatGPT und Co. in der Regel keinen Zugriff auf Google Keyword Statistiken, sodass man diese Informationen nicht miteinbeziehen kann.
Wenn aber bereits eine Keyword-Recherche durchgeführt wurde, und die Keywords für den Blog-Artikel vorhanden sind, kann man diese natürlich der KI-mitgeben.
Hier ein Prompt, mit dem man sich zu einem Textabschnitt fünf Überschriften vorschlagen lassen kann:
Du bist ein SEO-Spezialist und Texter. Ich liefere dir einen Textabschnitt aus einem längeren Blog-Artikel zum Thema [Thema des Blog-Artikels]. Zusätzlich gebe ich dir Google-Keywords passend zu dem Blog-Artikel. Erstelle mir fünf Vorschläge für SEO-optimierte Überschriften für den Textabschnitt.
Hier sind die Google-Keywords: [Keyword1, Keyword2, Keyword3, ...]
Hier ist der Textabschnitt: [Textabschnitt]
Fazit
Spannend, wie viel Strategie, aber auch Technik allein hinter dem Thema Überschriften steckt. Man ahnt, wie komplex das ganze Thema SEO eigentlich ist.
Mit guten Überschriften kann man eine Menge erreichen. Um alle Überschriften für einen einzelnen Artikel perfekt zu formulieren, kann man viele Stunden Arbeit aufwenden. Bei der Kürze einer Überschrift wird jedes Wort auf die Goldwaage gelegt. Selbst die Position des Wortes kann Einfluss auf die Gewichtung bei Google und Klickraten haben.
Ob die Anpassung von SEO Überschriften zu wesentlich messbaren Ergebnissen führt, hängt auch immer davon ab, wie gut der Artikel und die Webseite schon optimiert ist und wie gut die Mitbewerber aufgestellt sind.
Zur Gewohnheit sollte man es sich machen, ein bis zweimal im Jahr seine Artikel zu prüfen und dabei auch kritisch die Überschriften zu untersuchen.
Wenn der Artikel bereits viel Traffic bringt, sind die Überschriften vermutlich schon gut aufgestellt. Da man keinen Abrutsch bei Google riskieren möchte, muss man mit Umformulierungen der Überschriften vorsichtig sein.
In dem Fall würde ich das Thema insgesamt nochmal überprüfen. Möglicherweise gibt es praktische Erfahrungen (Stichwort EEAT), wichtige Änderungen oder neue Keywords zum Thema, mit denen man den Artikel und die Überschriften ergänzen kann. Dabei ist es auch immer hilfreich, einen Blick auf die Mitbewerber zu werfen.
Bei Artikeln, die noch nicht so gut performen, sollte man durchaus mutiger in die Überschriften eingreifen, da es hier nicht viel zu verlieren gibt.
